durchZUG | November 2020

Rund um den Verkehr  09 «Ohne politische Unter- stützung lässt sich ein solches System nicht implementieren.» Werkzeuge zur Steuerung des Verkehrs. Das heisst ein Kommunikationsnetz für den Zusammenschluss sämtlicher Anlagen und einen zentralen Verkehrsrechner, bei dem alle Verkehrsdaten zusammenfliessen und ausge- wertet werden. Wir verfügen über Detektoren an allen wichtigen Standorten und haben ein passendes Set an Software, das die geliefer- ten Informationen verarbeitet und die Steuer- befehle in die Peripherie absetzt. Dies erfordert grössere Investitionen. Das ist richtig. In einer Region wie zum Bei- spiel in Baden-Wettingen haben wir rund 40 Millionen Franken in über 60 einzelne Mass- nahmen investiert – vom Lichtwellenleiterkabel über neue Lichtsignalanlagen bis hin zum Bau neuer Bus­ spuren. Und damit sind wir bei einer weiteren wichtigen Zutat: politische Unterstützung. Ohne sie lässt sich so ein System nicht implementieren. Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Transportunternehmen aus? Wir stehen im persönlichen Kontakt mit den diversen Transportunternehmen und wer- den diesen weiter intensivieren. Zudem sind unsere Verkehrsingenieure im regelmässigen Austausch mit den Betriebszentralen der Transportunternehmen. Was war der Grund im Kanton Aargau, ein solches Verkehrsmanagement aufzubauen? Die Idee, den Verkehr gesamtheitlich regional zu steuern, ist vor über zehn Jahren entstan- den, die ersten Konzepte wurden bereits im Jahr 2007 geschrieben. Die schon damals problematischen Stausituationen kombiniert mit den Wachstumsprognosen haben uns zum Handeln bewogen. Wegweisend war dann der politische Entscheid im Grossrat im Jahr 2010, der uns den Auftrag und die nötigen finanziellen Mittel sicherte. Ein Blick in die Zukunft: Was möchten Sie noch erreichen? Mit dem Bau des Verkehrs- managements für die Region Baden-Wettin- gen haben wir den Grundstein gelegt und die Basis-IT-Infrastruktur geschaffen. An diese Server werden nun weitere verkehrsüberlastete Regionen wie Brugg oder Aarau angeschlos- sen. Zudem möchten wir unsere Zentrale mit den Betriebsleitstellen der Busbetreiber über eine Datenschnittstelle koppeln. Mit dem auto- matischen Informationsaustausch über die aktuelle Fahrplanlage kann der Verkehr noch bedarfsgerechter gesteuert werden. In Zukunft werden die Fahrzeuge dann direkt mit der Infrastruktur kommunizieren. Dafür rüsten wir heute schon jede neue Lichtsignalanlage mit einer kleinen Antenne aus. So kann jeder Bus direkt mit der Verkehrssteuerung kommunizie- ren – ohne Umweg über eine Zentrale. Kann ein Verkehrsmanagement das steigende Mobilitätswachstum abfangen? Verkehrsmanagement hilft, die bestehenden Kapazitäten optimal auszunutzen, aber es kann nicht Verkehr wegzaubern. Verkehrs- management ist mit der stetigen Verkehrszu- nahme zu einem unverzichtbaren Instrument geworden, aber es kann die grossen gesell- schaftlichen Herausforderungen des stetigen Wachstums auf Dauer nicht kompensieren. Dann braucht es entweder neue Strassen­ kapazitäten oder ein grundlegend reduziertes Mobilitätsverhalten der Gesellschaft. Zum Schluss: Wie haben Sie aus Sicht Verkehrsmanagement die Corona-Situation erlebt? Während der Corona-Krise hatten wir im Schnitt 30% weniger Verkehr auf unseren Strassen, und sie schienen fast leer. Man kann sich vorstellen, dass nur schon 5% eine merk- liche Entlastung bringen würden.

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