durchZUG | November 2020
08 Rund um den Verkehr Herr Schwerzmann, was wäre eine typi- sche Situation, die durch die Abteilung Verkehrsmanagement gelöst wird? Nehmen wir den Klassiker: Die Busse einer bestimmten Linie verpassen immer morgens den An- schluss am Bahnhof. Unsere Abteilung analysiert die Situation und stellt fest, dass beim Einfahren in einen Krei- sel aufgrund des fehlenden Vortritts immer eine Minute verloren geht. Drei weitere Minuten verliert der Bus bei einer stark belasteten neuralgischen Lichtsignalanlage. Wie können Sie auf Kreisel und Stau Einfluss nehmen? Wir rüsten den Kreisel mit Ampeln aus und steuern diese so, dass die Autos bei Annähe- rung eines Busses kurz aufgehalten werden, sodass der Bus den Kreisel ungehindert durchfahren kann. Ähnlich verfahren wir auch bei der nachfolgenden Lichtsignalanlage. Der Bus meldet sich frühzeitig bei der Anlage an, sodass zum Beispiel bei einer mehrspurigen Zufahrt auf die Kreuzung diejenige Spur grün be- kommt, wo der Rückstau am geringsten ist. So ent- leert sich diese Spur, und der Bus hat freie Durch- fahrt über die Kreuzung. Dafür nehmen wir wenn nötig auch den Bau zusätzlicher Spuren in Kauf. Sie nehmen also Einfluss auf den Indivi- dualverkehr zugunsten des öffentlichen Verkehrs. «Gemeinsam weiterkommen» lautet unser Ansatz. Unser Ziel ist es, mit einem flüssi- gen Individualverkehr die Zuverlässigkeit des öffentlichen Verkehrs zu optimieren. Aber es ist richtig: Optimieren wir eine Situation, kommt der Bus immer zuerst. Dies im Sinne einer präventiven Haltung. Inwiefern präventiv? Ist eine Buslinie nicht mehr stabil und ver- passt regelmässig den Anschluss, besteht die Gefahr, dass auf das Auto umgestiegen wird. Dadurch verschärft sich die Situation. Dem möchten wir vorbeugen und einen möglichst stabilen und damit attraktiven öffentlichen Ver- kehr anbieten. Wie wird der Verkehr konkret gesteuert? Wir setzen auf vier wesentliche Elemente: Die Ampelsteuerung, wie beim Beispiel mit dem Kreisel erwähnt, ist die Grundlage. Weiter set- zen wir auf Verkehrsdosierung, insbesondere um Verkehrsüberlastung in den Zentren zu vermeiden. Mit der Buspriorisierung stabi- lisieren wir den öffentlichen Verkehr. Weiter setzen wir Wechselwegweiser ein, um je nach Verkehrssituation auf die Routenwahl des Individualverkehrs Einfluss zu nehmen, und schliesslich sind wir zurzeit im Raum Baden im Aufbau von sieben vollgrafischen Informa- tionsdisplays, wo wir beispielsweise aktuelle Reisezeiten direkt am Strassenrand anzeigen werden. Die Summe aller Massnahmen macht den Unterschied. Technisch gesprochen, was braucht es für ein funktionierendes Verkehrsmanagement? Es braucht ein gesamtheitliches Konzept seitens Verkehrsplanung und die richtigen «Wir optimieren den Verkehr mit dem Ziel, den ÖV stabil zu halten.» Im Kanton Aargau ist das kantonale Tiefbauamt beauftragt, die Koordination aller Verkehrsteilnehmer auf den Kantonsstrassen zu übernehmen. Das Ziel: Den Individualverkehr so zu lenken, dass der öffentliche Verkehr stabil funktionieren kann. Daniel Schwerzmann leitet die entsprechende Abteilung Verkehrsmanagement und gibt Auskunft zu seiner Aufgabe. Daniel Schwerzmann, Leiter Verkehrs- management
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